Im Landesteil Schleswig – der Region zwischen deutsch-dänischer Grenze und dem Fluß “Eider” – leben rund 50.000 Menschen, die sich als Teil der dänischen Minderheit in Deutschland sehen.
Die meisten von ihnen sind deutsche Staatsbürger, doch sie haben sich für ein Leben in der dänischen Minderheit entschlossen, weil sie sich der dänischen Volksgruppe angehörig fühlen.
Das liegt unter anderem daran, dass die Region, in der die dänische Minderheit beheimatet ist, lange zu Dänemark gehörte. Im Jahr 800 wird die Eider das erste Mal offiziell als Dänemarks südliche Grenze bezeichnet. Sie ist später auch die Trennlinie zwischen den Herzogtümern Schleswig und Holstein. Vor allem Schleswig gehört zu Dänemark, doch nach dem Krieg 1864 und der Volksabstimmung 1920, wird der Landesteil in Nord- und Südschleswig geteilt. Seitdem gibt es in Südschleswig eine dänische Minderheit, die daran festhält, dass das Dänische natürlich zum Landesteil gehört.
So ist das Leben in der dänischen Minderheit vor allem von der Gemeinschaft rund um die Sprache und der Kultur geprägt. Die Minderheit betreibt eigene Kitas, Schulen, Kultureinrichtungen, Sportvereine, soziale Einrichtungen, Büchereien und vieles mehr, um in ihrer Heimatregion so dänisch wie möglich leben zu können. Dabei ist die Minderheit, die zu einer der vier in Deutschland beheimateten (autochthonen) Minderheiten zählt, eine offene Gemeinschaft. Jeder kann sich der Minderheit anschließen, denn es gilt der Grundsatz, dass das Bekenntnis zu Minderheit frei ist.
Jedoch ist das Leben in der Minderheit in der Praxis von aktiver Teilhabe geprägt. Die Mitglieder sind oftmals in den zahlreichen dänischen Einrichtungen und Vereinen aktiv. Davon lebt die Gemeinschaft und das ist für viele ein wichtiger Teil des dänischen Weges.
Für die meisten sind die dänischen Bildungseinrichtungen der erste Kontakt mit der dänischen Minderheit. In Südschleswig gibt es nämlich mehr als 40 dänische Schulen (zwei davon mit Oberstufen) und über 50 Kindergärten und Kinderkrippen. Sie werden als öffentliche Bildungseinrichtungen der dänischen Minderheit angesehen. So ist die Sprache in den Einrichtungen natürlich dänisch, doch die Einrichtungen sind auch offen für alle, die sich für das Leben in der Minderheit entscheiden.
Sprachkenntnisse der Eltern sind keine Bedingung, um die Einrichtungen nutzen zu können. Entscheidend ist, dass die Eltern sich für das Leben in der Minderheit entscheiden – und natürlich gehört dazu auch, dass sie sich bemühen, die Sprache zu lernen.
Die Bildungseinrichtungen der Minderheit werden vom dänischen Schulverein betrieben. Der Verein wurde 1920 nach der Volksabstimmung gegründet, weil die Dänischgesinnten erkannten, dass sie als Minderheit nur mit eigenen Bildungseinrichtungen bestehen konnten. In diesem Sinne funktionieren die Einrichtungen heute noch. Sie sollen sicherstellen, dass die Kinder der Mitglieder der Minderheit ein dänisches Bildungsangebot in ihrer Heimatregion haben. Deswegen sind sie von den pädagogischen Konzepten der Bildungseinrichtungen in Dänemark inspiriert. Gleichwohl erfüllen die dänischen Einrichtungen in Südschleswig die Anforderungen der deutschen Gesetzgebung. Somit haben Schüler der dänischen Schulen in Südschleswig die besten Voraussetzungen, um den weiteren Bildungsweg in Dänemark und/oder in Deutschland zu gehen.
Mehr zu den Bildungseinrichtungen der Minderheit, findet sich auf der Homepage des Schulvereins.
Kaum ein anderes Land ist wie Dänemark vom Vereinsleben und von der ehrenamtlichen Teilhabe in den Vereinen geprägt. Die Dänen sind sehr aktiv und finden sich gerne in Gemeinschaften wieder.
Diese dänische Tradition findet sich auch in der dänischen Minderheit in Südschleswig wieder. In mehr als 70 dänischen Vereinen gibt es für beinahe alle Interessen ein Angebot. So ist der Breitensport, wie Fußball oder Handball, stark vertreten. Aber auch andere Sportarten und Freizeitinteressen, wie Kajakpolo, Pfadfinder, Pétanque, Jiu jitsu und der traditionelle dänische Volkstanz sind vertreten.
Neben den Sport- und Jugendvereinen bietet die Minderheit auch in anderen Bereichen ein sehr breitgefächertes Vereinsleben. Deren Aktivitäten finden oftmals in den zahlreichen Vereinshäusern (Forsamlingshuse) der Minderheit statt. Dort versammeln sich die Mitglieder der Minderheit, um ihre Traditionen auszuleben. Das sind beispielsweise die sehr beliebten Weihnachtsfeste (Julefester) mit Luciaoptog und Risengrødsspisning. Aber auch Feiern, wie das Sankt Hans-Fest, Lottoabende oder das Highlight – die Jahrestreffen der dänischen Minderheit, die seit 1921 abgehalten werden.
Warum entscheidet man sich für ein Leben in der dänischen Minderheit?
Eine Frage, die gar nicht so einfach zu beantworten ist, denn die Gründe sind so vielseitig und individuell, wie die Menschen selbst.
Einen Versuch, trotzdem ein Bild davon zu geben, wer die Menschen in der Minderheit sind, und warum sie sich für das Leben in der Minderheit entschieden haben, gibt das Projekt “Gesichter einer Minderheit”. In einem Porträt-Buch gewähren 100 Mitglieder der Minderheit einen Einblick darin, wer sie sind und was sie zu ihrer Lebensentscheidung bewegt hat. Einen Auszug der Antworten findet sich hier auf der Seite. Das Buch “Gesichter einer Minderheit” gibt es in den Sekretariaten zu kaufen.
Das Projekt wurde mit Unterstützung vom Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung,
Wissenschaft, Forschung und Kultur in Schleswig-Holstein realisiert.
Der Bau des Danewerks (Danevirke) beginnt. Die Verteidigungsanlage zwischen Schleswig und Holstein gilt als Grenze zu Dänemark.
Die Eider ist die offizielle Landesgrenze zu Dänemark.
Es wird entschieden, dass der Graf von Holstein auch Herzog von Schleswig sein soll.
Der dänische König Christian I. wird in Ribe von der schleswig-holsteinischen Ritterschaft zum Herzog von Schleswig und Graf von Holstein gewählt. In den sogenannten Ribe-Briefen wird festgelegt, dass die Herzogtümer Schleswig und Holstein nicht geteilt werden dürfen (“Up ewig ungedeelt”).
Deutsche Nationalbewegungen in den Herzogtümern Schleswig und Holstein wollen Unabhängigkeit von Dänemark sein. Es führt zu einer politischen und militärischen Auseinandersetzung. Der sogenannte Dreijahreskrieg (Treårskrigen), bzw. der erste Schleswigsche Krieg, endet mit dem Londoner Protokoll, in dem die dänische Herrschaft über die Herzogtümer garantiert wird.
Dänemark bekommt eine neue Verfassung, die auch im Herzogtum Schleswig gilt.
Preußen und Österreich verlangen die Verfassung im Herzogtum Schleswig annulliert. Es kommt zum Zweiten Schleswigschen Krieg, der mit einer Niederlage Dänemarks endet. Preußen und Österreich besetzen das Herzogtum Schleswig (Gebiet bis zum Kongeåen bei Kolding).
Eine Volksabstimmung legt die Grenze zwischen Deutschland und Dänemark endgültig fest. Das Herzogtum Schleswig wird in Nord- und Südschleswig geteilt. Es entsteht eine dänische Minderheit in Südschleswig und eine deutsche Minderheit in Nordschleswig.
Der Südschleswigsche Verein (SSF) und der dänische Schulverein (Dansk Skoleforening) werden gegründet.
Das erste Jahrestreffen der dänischen Minderheit (Årsmøderne) wird abgehalten.
Die dänische Regierung erklärt, dass die Grenze festliegt. Dänischgesinnte und Flüchtlinge im Landesteil Schleswig hatten auf eine erneute Grenzverschiebung gehofft.
Die Schleswig-Holsteinische Landessatzung enthält das Prinzip der Bekenntnisfreiheit; das heißt, das Bekenntnis zu einer nationalen Minderheit ist frei und darf von den Behörden nicht nachgeprüft werden.
Die Bonn-Kopenhagener Erklärungen regeln eine Reihe von Rechten für die dänische Minderheit in Südschleswig sowie für die deutsche Minderheit in Nordschleswig.
Der Schutz und die Förderung der dänischen Minderheit und der friesischen Volks¬gruppe werden ausdrücklich in der Landsverfassung festgelegt.
Schleswig-Holstein nimmt als erstes Bundesland die deutschen Sinti und Roma als Minderheit in die Landesverfassung auf.
Das Minderheitenmodell im Grenzland wird auf den jeweiligen Landeslisten in Deutschland bzw. Dänemark als UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Sie gelten als Best Practice dafür, wie aus Krieg und Gegensätzlichkeiten, eine Gemeinschaft wachsen kann - in der die verschiedenen Volksgruppen und Minderheiten an ihren Sprachen und Kulturen festhalten können, und trotzdem Teil der umgebenden Gesellschaft sind.
Von Sylt bis Kiel-Pries – die dänische Minderheit befindet sich überall in Südschleswig und vielerorts haben sie eigene Einrichtungen und Vereine. Dabei kann es schwer sein, einen Überblick zu behalten.
Auf der Homepage des Schulvereins gibt es eine Übersicht darüber, wo sich die Bildungseinrichtungen befinden:
Ansonsten helfen die dänischen Sekretariate im Landesteil gerne weiter.
Sie befinden sich hier:
Lollfuß 89 24837, Schleswig +49 4621 23888 gottorp@syfo.de
Schiffbrücke 42 24939, Flensburg +49 461 14408-125/126/127 flby@syfo.de
Lorenz-Jannsen-Str. 1 25899, Niebüll +49 4661 2755 sydtoender@syfo.de
Norderstr. 74 24939, Flensburg +49 461 14408 156/155 flamt@syfo.de
Neustadt 95 25813, Husum +49 4841 2612 husum@syfo.de
H.C. Andersen-Weg 8 24340, Eckernförde +49 4351 2527 rd-eck@syfo.de